Im Jahre 876 wurde JESTÄDT erstmals urkundlich erwähnt. Es ist anzunehmen, dass sich bereits im frühen Mittelalter eine Taufkapelle im Ort befunden hat. Die Kirche war bis 1889 dreiteilig. Sie bestand aus dem jetzigen Schiff (1588), dem Altarraum unter dem Turm und einem sehr alten Chorraum.
Der Turm stand zwischen Schiff und Chor, eine Eigentümlichkeit, die man noch an manchen angelsächsischen Kirchen findet.
Der Chorraum wurde 1889 abgerissen und der jetzige Kirchturm errichtet. In der Kirche ruhen in mehreren Grabgewölben, die nicht mehr zugänglich sind, viele Glieder des ausgestorbenen von boyneburg-hoensteinischen Geschlechts, sowie derer von Eschwege. Die letzte Beisetzung fand 1826 statt.
Das Kenotaph (Grabplatte) des Stammvaters der Jestädter Linie der von Boyneburg-Hoenstein ist in die Nordwand des Altarraums eingelassen. Es stellt den Verstorbenen dar, in voller Rüstung, kniend unter dem Kreuze Christi und umgeben von Frau und Kindern.
Das Wappen der Familie mit einer Inschrift befindet sich an der Innenseite des Glockenturms. Es heißt da: „anno (1572), Sonntag, den 27. Juli ist der Edle und Ehrenfeste Walrab von Boineburgk genannt von Hohenstein in wahrer Erkenntnis Gottes selig von dieser Welt geschieden, eines Alters im 43. Jahre.“
Der Taufstein aus dem Jahre 1564 wurde wahrscheinlich von besagtem Walrab von Boyneburg-Hoenstein und seiner ersten Frau, Judith von Hundelshausen, gestiftet. Beider Wappen sind auf dem Taufstein zu sehen, leider in Gold gefasst.
Der Taufstein ist einer der wenigen aus einem Stück herausge-hauenen Taufsteine in unserer Gegend (das Material stammt wohl aus dem Steinbruch Segelsbach, Gemarkung Motzenrode). Er hat den Dreißigjährigen Krieg überstanden, obgleich 1640 franz. Kavallerie fast das ganze Kircheninventar zertrümmerten und aus dem Gotteshaus einen Pferdestall machten. Die Kirche war so zerstört: ..." daß man von unten zum Dach hinaus die Sterne hat zählen können" - so der Bericht von Reinhard Friedrich von Boyneburg-Hoenstein.
Das Kruzifix gehört zu den Kostbarkeiten der Kirche, dessen Alter nicht genau zu bestimmen ist (Spätgotik?). Für die Gotik sprechen die Christusdarstellung im Tod (Cristo morto); die klaffende Seitenwunde; der "Dreinageltypus": zwei Kreuzigungsnägel für die Hände und ein Nagel für die Füße (Symbol der Dreieinigkeit); und das Lendentuch weist Längs- und Querfalten auf – Nachtrag 2016.
Vermutlich waren es durchreisende Bildhauer, die den Corpus Christi schufen und sich ihren weiteren Wanderweg damit verdienten. Das T-förmige Kreuz wurde erst später hinzugefügt. Die sehr lebensnahe Darstellung ist beeindruckend und (vielleicht) sogar etwas Furcht einflößend. 1997 wurde das Kruzifix umfangreich restauriert, die Originalfarbe freigelegt, die Finger, Zehen und die Dornenkrone zum Teil nachgeschnitzt. Der Schopf Christi besteht übrigens aus Echthaar und ist noch nahezu komplett erhalten.
Die Gesamtgröße des Kruzifix ist ebenfalls beeindruckend. Es misst etwa 2,70 Meter in der Breite und 3,50 Meter in der Höhe. Früher hing es im Adelsstand auf der Empore bis es 1972 seinen Platz im Altarraum erhielt.
Bei der Einführung der sogenannten "reformierten Verbesserungspunkte" durch den Hessischen Landgrafen Moritz dem Gelehrten (1700) sollte das Kruzifix aus der Kirche entfernt werden. Der damalige Pfarrer Bartholomäus Schellenberger setzte sich, in Verbindung mit den Herren von Boyneburg-Hoenstein, für dessen Verbleib in der Kirche ein.
Das Buntglasfenster im Altarraum zeigt die Geschichte vom "sinkenden Petrus". Es ist eine stürmische See. Petrus hat Angst um sein Leben. Jesus aber sagt: "Du Kleingläubiger, vertrau auf Gott - vertrau auf mich und komm. Nimm meine Hand und ich leite dich." Petrus vertraut ihm. Der Sturm legt sich, die Wellen glätten sich. "Ja Petrus, siehe, dein Glaube hat dir geholfen."
Das Buntglasfenster ist aus jugoslawischem Glas gefertigt und zum Teil handbemalt. Gefertigt hat es die Glaserei Gessner (1984) aus Baunatal Kreis Kassel. Es ist eine Schenkung des damals scheidenden Pfarrer Paul Weisheit an seine Gemeinde. Entworfen und gestaltet hat es der ortsansässige Grafiker Bernd-Dieter Hampel.
Die Orgel an der Westseite der Kirche stammt aus dem Jahre 1893. Gestiftet hat sie der damalige Bürgermeister und Landwirt Georg Hesse. Die Vorgänger-Orgel stammte aus dem Jahr (?), wurde 1766 bedeutend repariert und 1834, nun ganz unbrauchbar geworden, durch eine neue Orgel ersetzt. Dieser Orgel folgte knapp 60 Jahre später eine weitere - die, die wir heute kennen.
1981 wurde die heutige Orgel umfassend restauriert und in einer Abendfeier von Dekan Dr. Helmut Gehrke (Eschwege) wieder seiner Bestimmung übergeben. Die Gemeinde hörte an der Orgel Bezirkskantor Siegfried Neuber, Marlene Gimpel und Jürgen Helm (so die Hessische Allgemeine vom 17. Nov. 1981, Nr. 267). Die Orgel besitzt 726 Pfeifen, 13 Register mit zwei Manualen und einem Pedal.
Unterhalb der schön geschnitzten Emporenbrüstung wurde im Frühjahr 2000 eine alte Malerei freigelegt. Ornamente, die vermutlich bereits aus dem 16. Jahrhundert stammen. Unter den anderen Gebälkfeldern lassen sich ebenfalls Malereien vermuten.
Die letzte umfangreiche Sanierung der Kirche fand 1995 - 1997 statt. Das Kirchenschiff wurde dabei komplett entkernt. Eine bei der Erneuerung des Fußbodens gefundene Grabplatte wurde am Nordportal aufgestellt. Nach Angaben der Chronik ist es der Grabstein von Friedrich Hermann von Boyneburg-Hoenstein (1561 - 1631). Der Bibelspruch aus dem Johannes Evangelium (Kap. 6 Vers. 40) ist noch gut zu lesen.
Die Grabplatte seiner Frau Clara (geb. von Berlepsch, gest. 28. Juli 1628) mit dem Bibelvers aus Römer 14, 7+8 - konnte hingegen nicht gerettet werden.
Die Jestädter Glocken. Im Turm hängen zwei Glocken.
Die Größere aus dem Jahr 1496 wurde 1855 in der Glockengießerei in Apolda (von Karl Friedrich Ulrich) umgegossen. Sie hat einen Durchmesser von 117 cm und wiegt ca. 1000 kg. Sie ist reich verziert mit Ornamenten und trägt am oberen Kranz die Inschrift: "Allein Gott in der Höh sei Ehr."
1942 schien die Zukunft der Glocke besiegelt. In der Chronik des damaligen Pfarrers Richard von Eiff finden sich darüber folgende Notizen: „Wie im ersten Weltkrieg so mussten auch diesmal die Kirchen einen Teil ihrer Glocken für die Rüstung hergeben." Alle drei Kirchen des Kirchspiels mussten eine ihrer Glocken liefern. In Jestädt hörten am Sonntag, dem 8.2.1942, die Gemeindeglieder auf dem Heimweg vom Gottesdienst das Abschiedsgeläut der Glocken. Am folgenden Morgen wurde mit der Abnahme der großen Glocke begonnen, so dass fortan nur noch die kleine Glocke ihren Ruf ergehen lassen konnte.
Eine kleinere Glocke wurde 1470 gegossen. Die frühere dritte Glocke aus dem Jahre 1773 wurde im 1. Weltkrieg abgeliefert. Über sie finden sich keine weiteren Angaben.